Smart TV – was ist das eigentlich?

Und was ist bei HbbTV anders?


Der durchschnittlicher Fernsehkonsum, wird durch Internet-Services immer mehr ergänzt. Ein Smart TV ist ein Fernsehgerät, das über erweiterte Funktionen und Internetfähigkeiten verfügt.

Jedoch muss hierbei noch einmal differenziert werden, denn Smart-TV-Funktionen und HbbTV-Angebot folgen unterschiedlichen Prinzipien. Wir geben Ihnen einen Überblick über die Funktionen, Unterschiede und Hintergründe zu HbbTV versus Smart TV.

Smart TV

1. HbbTV

1.1 Prinzip & Anwendung

Bei Hybrid Broadcast Broadband TV, kurz HbbTV®, handelt es sich um einen offenen, weltweit spezifizierten Standard. Er ermöglicht, zusätzliche Informationen und Inhalte zum TV-Programm via Internet auf dem Fernseher zu empfangen. Aufrufen lässt sich das HbbTV-Menü in der Regel über die Rote Taste auf der Fernbedienung, weswegen die Angebote auch oftmals als „Red Button“-Funktion bezeichnet werden.

Verantwortlich für die Inhalte sind die jeweiligen TV-Sender, welche sowohl Informationen des laufenden und zukünftigen Programms, als auch Videoinhalte zum Abruf anbieten. Voraussetzung sind ein HbbTV-fähiges Fernsehgerät bzw. Set-Top-Box, sowie eine ausreichend schnelle Internetanbindung. Für den ruckelfreien Abruf von Video-Inhalten wird eine Bandbreite von mindestens 16 Mbit/s empfohlen, besser 25 MBit/s oder mehr. Der Abruf von Zusatzinformationen über HbbTV, als Weiterentwicklung des Videotexts, ist aber in Teilen auch ohne Internetanbindung über das TV-Signal möglich.

1.2 Angebote

Bei nahezu alle wichtigen Free-TV-Sendern in Deutschland wird mittlerweile HbbTV angeboten. Die Nutzung ist dabei komplett kostenlos (mit Ausnahmen bei einigen Privaten). Neben den ÖR-Programmen, wie ARD und ZDF, ist die „Red Button“-Funktion z.B. auch bei den privaten Sendern von ProSieben/Sat.1, RTL etc. verfügbar. Zudem senden zahlreiche Lokal-TV-Sender Red-Button-Services.

1.3 Empfangstechnik

Annähernd jedes aktuelle TV-Gerät ist heute schon kompatibel zum HbbTV-Standard. Auch in vielen moderneren Receivern ist die Technologie bereits enthalten. Das Empfangsgerät muss in jedem Fall per WLAN oder LAN an das Internet angeschlossen werden. Hybride Dienste (HbbTV) kann sowohl über SAT, Kabel als auch DVB-T2 genutzt werden. Per IPTV lässt die „Red Button“-Funktion leider nicht nutzen.

HbbTV von der ARD

1.4 HbbTV-Konsortium

Verantwortlich für HbbTV als technischen Standard, ist das HbbTV-Konsortium, bei dem das Institut für Rundfunktechnik (IRT) als Forschungseinrichtung von ARD, ZDF und Deutschlandradio federführend ist. Weitere Mitglieder sind TV-Hersteller, Satellitenbetreiber, diverse Technologieunternehmen, sowie Sender und Organisationen. Das Konsortium kümmert sich um die Weiterentwicklung und Verbreitung des offenen Standards. Mittlerweile sind weit über 100 Unternehmen Mitglied und unterstützen den Standard.

Bei der Entwicklung des Standards war die Grundlage, dass HbbTV offen und standardisiert sein soll und auf offen standardisierten Technologien basiert. Dabei lag das Hauptaugenmerk darauf, dass HbbTV die Verknüpfung von linearem Fernsehen und interaktiven Zusatzdiensten erlaubt und als Nachfolgesystem für den alten Teletext geeignet ist. Ein weiterer Grundsatz war, dass die Integrität des Fernsehprogramms vom HbbTV-Inhalt nicht gestört werden sollte - also das Fernsehbild nicht von unkontrollierten Einblendungen beeinträchtigt wird.

Bei der Einführung und Verbreitung von HbbTV-Diensten spielte Deutschland eine Vorreiterrolle. Europaweit war der Standard im Jahr 2014 in acht weiteren Ländern im regulären Betrieb. Aktuellere Zahlen zur Verbreitung fanden wir leider nicht. Aber auch außerhalb von Europa ist HbbTV im Einsatz.


2. Smart TV

2.1 Prinzip & Anwendung

Als "Smart-TV" wird meistens die Allgemeinheit aller Dienste bezeichnet, die abseits vom Rundfunk über das Internet auf das TV-Gerät gelangen. Im Gegensatz zu herkömmlichen älteren Fernsehgeräten, ermöglicht ein Smart TV den Zugang zu einer Vielzahl von Online-Inhalten und Diensten. So wird hierbei auch oft HbbTV verallgemeinernd eingeschlossen.

Smart TV Illustration

In Zusammenhang mit einem Smart-TV kann HbbTV eine Funktion oder Anwendung sein, die auf diesem Gerät ausgeführt wird. Viele Smart-TVs sind heute mit HbbTV ausgestattet, sodass die Zuschauer von den Vorteilen beider Technologien profitieren können. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass nicht alle Smart-TVs zwangsläufig HbbTV-fähig sind und nicht alle HbbTV-Funktionen sind auf jedem Smart-TV verfügbar.

Gestartet werden die Smart-TV-Apps über einen speziellen Startbildschirm für smarte Funktionen, der über die Fernbedienung aufgerufen wird. Je nach Hersteller gestaltet sich die Benutzeroberfläche dabei unterschiedlich. Zusätzlich zu den vorinstallierten Diensten und Anwendungen, lassen sich weitere Apps aufspielen, was die Personalisierung des Smart TVs zulässt.


Neben nahezu alle aktuellen TV-Geräten, verfügen mittlerweile auch immer mehr Blu-Ray-Player, Receiver und Spielekonsolen über Apps. Je nach Anwendung sind unterschiedliche Bandbreiten für die Nutzung nötig. Wie auch bei HbbTV, ist für Smart-TV-Funktionen ein schneller Internetzugang mit wenigstens 16 MBit/s ist empfehlenswert. Auch aus dem Blickwinkel des Datenschutzes gerieten Smart-TV-Konzepte bzw. Anbieter schon in die Kritik, da viele das Nutzerverhalten aktiv über das Internet an Hersteller, z.B. Samsung, leiten (können).

2.2 typische Angebote & Highlights

Während bei HbbTV die Zahl der anbietenden Sender und deren jeweiligen Inhalte limitiert ist, bieten Smart-TV-Apps eine schier unmögliche Vielfalt an Diensten. Im Vordergrund stehen dabei natürlich Info-, Entertainment-, und Streaming-Angebote. Also wie die Mediatheken, Youtube, Netflix, Disney+ und Amazon Prime Video.

Daneben gibt es noch unzählige weitere Dienste, die von Nachrichten (Tagesschau) über die Wettervorhersage, Yoga-Kursen, bis zu Spielen und Musik-Streaming reichen. Als weitere Funktionen können sind die klassische Web-Suche, Soziale Netzwerke und der Abruf von lokal gespeicherten Medien über das Smart-TV-Menü zu nennen. Prinzipiell also unzählige Nutzungsszenarien. Typische Smart-TV Merkmale sind also:

  • Internetzugang: Smart TVs können über WLAN oder Ethernet mit dem Internet verbunden werden und so auf nahezu beliebig viele Inhalte zugreifen.

  • Apps und Streaming-Dienste: Smart-TVs unterstützen verschiedene Apps und Streaming-Dienste für Videos, Serien, Filme, Musik, Socialmedia und vieles mehr.

  • Webbrowser: Die meisten Geräte verfügen über integrierte Webbrowser, die es ermöglichen, im Internet zu surfen, Websites zu besuchen und online zu shoppen.

  • Spiegelung und Screen Sharing: Smart TVs erlauben das Drahtlos-Spiegeln (Screen Mirroring) von Inhalten von anderen Geräten wie Smartphones, Tablets oder Laptops auf den Fernsehbildschirm.

  • Integrierte Sprach- und Gestensteuerung: Fast alle smarten Fernseher unterstützen Sprach- und Gestensteuerung, was die Navigation durch Menüs und die Suche erleichtert.

  • Aktualisierbare Software: Smart TVs können Software-Updates empfangen, um neue Funktionen hinzuzufügen, Sicherheitsverbesserungen vorzunehmen oder die Benutzeroberfläche zu aktualisieren.



2.3 Plattformen und Standards

Bei Smart-TVs bieten die Gerätehersteller jeweils eigene Plattformen für Apps an. So existiert beispielsweise der Samsung "Smart-Hub" als eigenständige Plattform für Samsung-TVs. Um App-Entwicklern die einfache Bereitstellung ihrer Produkte auf möglichst vielen Plattformen zu ermöglichen, bieten Hersteller gemeinsam Software-Development-Kits (SKD) an.

Anfang 2012 wurde zu diesem Zweck die "Smart TV Alliance" gegründet, die Mitgliedsunternehmen wie LG, Philips und Toshiba und weitere auf seiner Seite hat. Andere Unternehmen, wie Samsung, stellen hingegen weiterhin eigenen SDKs bereit. Der neue DVB-I Standard zielt darauf ab, künftig das Gewirr an verschiedenen Plattformen zu vereinen. So sollen alle Endgeräte über ein standardisiertes Portal auf TV-Internetdienste zugreifen können. Noch wollen aber nicht alle Hersteller mitziehen und setzen lieber weitere auf eigene Systeme.

3. Zusammenfassung Smart-TV vs HbbTV

Fassen wir also noch einmal alle wichtigen Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den beiden Konzepten zusammen:

Smart-TV:

  • Bezieht sich auf Fernsehgeräte, die über integrierte Internetfähigkeiten und erweiterte Funktionen verfügen.
  • Diese Geräte können auf Online-Inhalte zugreifen, Streaming-Dienste unterstützen, Apps ausführen und oft auch eine Vielzahl von Internetanwendungen nutzen.
  • Ein Smart-TV ermöglicht die Interaktion mit dem Internet und bietet eine breite Palette von Funktionen, die über herkömmliches Fernsehen hinausgehen.

HbbTV (Hybrid Broadcast Broadband TV):

  • HbbTV ist eine Technologie, die Fernsehen und Internet miteinander verbindet, um eine interaktive und personalisierte TV-Erfahrung zu bieten.
  • HbbTV ermöglicht es, zusätzliche Inhalte und Dienste über eine Breitbandverbindung bereitzustellen, die parallel zur herkömmlichen Rundfunkübertragung (Broadcast) verläuft.
  • Mit HbbTV können Zuschauer interaktive Anwendungen nutzen, auf Videostreaming-Dienste zugreifen, zusätzliche Informationen zu laufenden Sendungen abrufen und sogar Dienste wie Video-on-Demand nutzen, während sie gleichzeitig lineares Fernsehen schauen.


4. Trends und Nutzung von Smart TVs und HbbTV

Smart TVs stehen mittlerweile in 71 Prozent der deutschen Haushalte (Stand: Anfang 2024). Das entspricht absolut rund 30Millionen HH. Jedoch ist immer nur ein Teil der Geräte an das Internet angeschlossen. Der Anteil von HbbTV-fähigen TV-Geräten in Deutschland lagt 2021 laut einer Studie von GfK bei 85 Prozent. 2017 betrug der Anteil noch 70 Prozent.

Bild: Deutsche TV Plattform



Der Digitalisierungsbericht der Landesmedienanstalten 2022 zeigte zudem (PDF, S.44), dass 55,4 Prozent der Besitzer von Smart TVs die „Red Button“-Funktion kennen.

Weiterführendes:

» Kann man HbbTV nachrüsten?
» Geht HbbTV auch am PC?
» Wie aktiviere ich HbbTV?



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